Die Strombrücke über die Ems bei Papenburg wurde bereits im Jahr 1968 geplant und realisiert – aufgrund des Bauwerksalters wurde sie hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Sanierungs-, Ersatz- oder Neubaumaßnahmen bewertet. Lindschulte wurde vom Landkreis Emsland mit einer umfangreichen Bauwerksprüfung nach DIN 1076 sowie einer objektbezogenen Schadensanalyse (OSA) und einer darauf aufbauenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragt. Das Ziel war und ist es, geeignete Maßnahmen zu finden, um dem Bauwerk mit vertretbarem Mitteleinsatz eine möglichst lange Nutzungsdauer zu ermöglichen.
Basierend auf einer routinemäßigen Brückenprüfung wurde der grundlegende Sanierungsbedarf festgestellt. Darauf aufbauend erfolgte eine objektbezogene Schadensanalyse, um den tatsächlichen Umfang der Maßnahme zu ermitteln. Um unserem Auftraggeber alle Möglichkeiten für eine nachhaltige Entscheidung zu liefern, wurden die erarbeiteten Ergebnisse im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gemäß der Richtlinie zur Durchführung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen (RI-WI-BRÜ) wissenschaftlich diskutiert und bewertet.
Schritt 1: Bauwerksprüfung nach DIN 1076 durch Lindschulte
Die Bauwerksprüfung nach DIN 1076 und RI-EBW-PRÜF ist das wesentliche Element im Qualitätsmanagement der Bauwerkserhaltung von Ingenieurbauwerken und damit ein grundlegender Baustein in der Sicherheitsphilosophie der Bauwerke. Auch im Rahmen der Strategie zur Brückenertüchtigung ist das Wissen über den aktuellen Zustand der Brücken unverzichtbar.
Durch regelmäßige Zustandserfassung und Bauwerksprüfung erhalten unsere Experten von Lindschulte tiefergehende Informationen zur Qualität von Straßen und Bauwerken. Mit festgelegten Verfahren untersuchen und prüfen wir Straßen, Brücken und weitere Bauwerke nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit.
„Im vorliegenden Fall werden Betonproben aus dem Bauwerk entnommen, um den Chloridgehalt zu bestimmen und die Karbonatisierungstiefe zu ermitteln. Ergänzend wird die Betondeckung ermittelt. Damit wird die Betonqualität bestimmt und Prognosen zu zukünftigen Schäden erstellt“, erläutert Christoph Wübker, Abteilungsleiter für Bauwerksprüfung das Vorgehen: „Chloride beispielsweise greifen den Beton nicht direkt an, können aber zur Lochfraßkorrosion der Bewehrungsstähle führen. Diese Schäden befinden sich im Inneren der Brücke, von außen sind sie nur schwer zu erkennen.“
Eine weitere typische Schwachstelle bei einem Bauwerk dieser Art sind die verbauten Stahlteile. Dazu wird von der Beschichtung eine Probe entnommen, um etwaige Schadstoffe zu identifizieren. Auch die bei der Errichtung gesetzten Schweißnähte werden auf Risse überprüft. Ebenfalls wird mit einer Stahlprobe die Schweißbarkeit des Materials ermittelt – als vorbereitende Maßnahme auf die nachfolgende Entwicklung verschiedener Varianten.
Nach Abschluss der Brückenprüfung liegt ein umfangreicher Prüfbericht vor, welcher dem Bauwerk eine abschließende Bewertung erteilt. Dieser Bericht bildet die Grundlage für die objektbezogene Schadensanalyse, welche ebenfalls durch Experten von Lindschulte durchgeführt wird.
Schritt 2: Objektbezogene Schadensanalyse
Die Daten aus der Bauwerksprüfung liegen nun im Büro als ausführlicher Bericht vor. Auf dieser Grundlage wird eine objektbezogene Schadensanalyse erstellt. Dabei handelt es sich um eine wissenschaftliche Betrachtung der Schäden, woraus eine Prognose zur weiteren Entwicklung abgeleitet werden kann.
„Diese Prognosen sollen größere Schäden und Mängel rechtzeitig aufzeigen, um den Baulastträger in die Lage zu versetzen, Erhaltungsmaßnahmen einzuleiten, bevor ein umfassender Schaden eintritt oder die Verkehrssicherheit beeinträchtigt ist“, erklären Dr.-Ing. Nick Lindschulte und Prof. Dr.-Ing. Jan Vette. Das Ergebnis der objektbezogenen Schadensanalyse ist ein einheitlich geregeltes Gutachten mit einer Schadensbewertung und Vorschlägen zur Behebung. Die objektbezogene Schadensanalyse gliedert sich in Ermittlung und Festlegung von Zielgrößen, die Auswahl geeigneter Untersuchungsmethoden und deren Durchführung sowie die Auswertung der Untersuchungsergebnisse mit dem Ziel der Bereitstellung erforderlicher Informationen in Form von verschiedenen Varianten: Beispielsweise ein Neubau oder diverse Optionen zur Instandsetzung, inklusive dazugehöriger Kostenansätze.
Schritt 3: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Im nächsten Schritt wird bei uns eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gemäß der Richtlinie zur Durchführung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen erstellt. Unser Auftraggeber handelt nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, also die bestmögliche Nutzung der vorhandenen aber stets begrenzten Personal-, Sach- und Finanzmittel. Die Vorgabe getreu dem ökonomischen Prinzip ist also klar: Entweder ein bestimmtes Ergebnis mit möglichst geringem Einsatz von Mitteln oder bei einem bestimmten Einsatz von Mitteln das jeweils bestmögliche Ergebnis zu erreichen .„Dabei steht Wirtschaftlichkeit nicht nur für geringe Baukosten, sondern dass die Gesamtkosten, bestehend aus allen relevanten Folgekosten für weitere Instandsetzungs- und Erneuerungsmaßnahmen über einen Betrachtungszeitraum, einzurechnen sind“, erklärt Christian Fleckner, Bauüberwacher im Brückenbau bei Lindschulte und führt weiter aus: „Ziel der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist es also, Maßnahmen zu identifizieren, die mit einem vertretbaren Mitteleinsatz zu einer möglichst langen Nutzungsdauer der instand gesetzten oder erneuerten Straßenbrücke führen und mit möglichst geringen Erhaltungskosten in der Folge der Erstmaßnahme verbunden sind.“
Die Ergebnisse beinhalten immer verschiedene Varianten: Beispielsweise können das eine Instandsetzung durch Ausbesserung der festgestellten Probleme sein, eine Erneuerung der beschädigten Bauwerksteile oder auch eine Empfehlung, das gesamte Bauwerk durch einen Neubau zu ersetzen. Jede dieser Varianten wird zur besseren Entscheidungsfindung mit weiteren Details angereichert, damit der Auftraggeber eine vollständige und verständliche Übersicht über seine Optionen hat.
Schritt 4: Abschließende Empfehlung von Lindschulte
Auch nach Abschluss der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung steht Lindschulte als kompetenter Partner beratend zur Seite. Wir helfen bei der Auswahl der wirtschaftlich sinnvollsten Variante und begleiten den weiteren Prozess.