Sartorius Stedim Systems ist einer der führenden Partner der biopharmazeutischen Industrie - und baut diesen Status weiter aus. Dafür wird am hessischen Standort Guxhagen kräftig investiert. Rund 50 Millionen Euro fließen in die Erweiterung der bestehenden Produktionsflächen und -anlagen sowie der Arbeitsräume. Lindschulte leistet als Planer einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige Planung, hochwertige Ergebnisse und einen reibungslosen Ablauf. Fertigstellung und Bezug sind für das erste Quartal 2024 geplant.
Realisierung in zwei Bauabschnitten
Im ersten Bauabschnitt erfolgte die Erweiterung der Produktionshalle sowie der Neubau einer Lagerhalle inklusive einer kleineren Büroeinheit. Anschließend werden im zweiten Bauabschnitt der Neubau, die Erweiterung von Büroflächen, ein Customer Interaction Center (CIC) als "gläserne" Fabrik sowie eine neue Kantine realisiert. Im zweiten Bauabschnitt entstehen somit drei neue Gebäuderiegel, die durch eine Erschließungsachse (sog. „Spine“) miteinander verbunden sind.
Zur besseren Orientierung erhalten die neuen Gebäude die Bezeichnungen 04, 05 und 06. Im Gebäude 04 wird auf zwei Etagen dasCustomer Interaction Center (CIC) als Produktionserweiterung untergebracht. Darüber befinden sich die zugehörigen Büroarbeitsplätze, im Untergeschoss Technik- und Archivräume.
Das Gebäude 05 steht auf drei Etagen als Großraumbüro zur Verfügung, im Eingangsbereich im Erdgeschoss sind Räume für allgemeine Funktionen vorgesehen. Die Kantine ist im Haus 06 im Erdgeschoss untergebracht, die Anlieferung erfolgt ebenerdig. Darunter befinden sich Technikräume, die beiden Obergeschosse werden zu Großraumbüros ausgebaut.
Vernetzt wird alles durch die verbindende Wirbelsäule - das Spine fungiert als Erschließungsgebäude mit einer Kaskadentreppe über alle drei Geschosse und dient der Verbindung der Verkehrswege zwischen Bestand und Neubau.
Elementare Planung von Lindschulte
Die Ausführungsplanung im Bereich der Objektplanung, Tragwerksplanung und der Technischen Gebäudeausrüstung stammt von Lindschulte, ebenso Teile der TGA-Entwurfsplanung. Ebenfalls übernehmen die Lindschulte-Experten die Schal- und Bewehrungsplanung. "Damit während der Bauphase alles glatt läuft, liegt auch die AVA in unseren Händen, außerdem sind wir mit regelmäßiger Vor-Ort-Präsenz in der Bauüberwachung und in der Fachbauleitung der Technischen Gewerke tätig", sagt Projektleiter Jürgen Feldhues und erklärt: "Wir stehen unserem Auftraggeber ab der Leistungsphase 2 in allen Fachdisziplinen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung."
Die tragende Konstruktion der Neubauten besteht aus Stahlbeton: Decken, Wände und Stützen. Bis auf einen Teilbereich am Haupteingang wird das gesamte Gebäude mit einer vorgehängten Metallfassade versehen. Für die zentrale Wärme- und Kälteversorgung wird zukünftig die bestehende Grundwasserwärmepumpenanlage erweitert. Zusätzlich werden für die Kälteversorgung zwei luftgekühlte Kaltwassersätze im Anbau an die Technikzentrale installiert. Dazu wird zwischen Technikzentrale und Bestand ein eingeschossiges Gebäude errichtet, das größtenteils als Einhausung der neuen Kältemaschinen dient. Die Fassade aus Industrieverglasung der bestehenden Technikzentrale wird fortgeführt. Im Bereich der Einhausung wird eine Stahlkonstruktion errichtet, den oberen Abschluss bilden reversible Stahlrahmen mit Aluminium-Lamellenprofilen als Sichtschutz.
Höchste Standards in der Planung
Geplant wird nach BIM-Standard - so können die Objektplanung und die Technische Gebäudeausrüstung direkt im Modell mit Kollisionskontrolle arbeiten und die Kolleginnen und Kollegen der Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) haben direkten Zugriff auf die Massenermittlung. Der Datenaustausch mit allen beteiligten Projektpartnern erfolgt unkompliziert über das Common Data Environment (CDE). Die im Prozess entstehenden Visualisierungen binden zudem sowohl Auftraggeber als auch ausführende Unternehmen in den Baufortschritt ein - jede Entwicklung ist in der Cloud nachvollziehbar.
Gerade die Kombination aus Neubau und Erweiterung stellt die Planer oft vor Herausforderungen: Die Grünung des fünfstöckigen Bestandsgebäudes wurde statisch durch ein aufwendiges Injektionsverfahren unterfangen, damit die Untergeschosse des Neubaus direkt anschließen können. Das erfordert eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachplanern und ausführenden Firmen - aber auch mit dem jetzigen Nutzer selbst. Denn der Umbau im Bestand erfolgt im laufenden Betrieb, der nicht gestört werden darf. Insbesondere die technische Gebäudeausrüstung erfordert hier flexibles Denken.
Nachhaltigkeit hat Vorrang
Für Nutzer, Bauherren und Planer ein enorm wichtiger Aspekt: eine möglichst nachhaltige Nutzung der Immobilie - sowohl der Energieverbrauch als auch der CO2-Ausstoß sollen deutlich reduziert werden. Gerade bei hochspezialisierten Produktionsanlagen ist das keine kleine Herausforderung - denn die einzelnen Prozesse benötigen viel Energie.
Um den Wünschen des Nutzers und dem eigenen Anspruch an eine nachhaltige Planung gerecht zu werden, wurden im ersten Bauabschnitt alle Hallendächer mit einer leistungsstarken Photovoltaikanlage ausgestattet. Im zweiten Bauabschnitt werden alle Bürodächer als extensive Gründächer ausgebildet. Das verbrauchte Prozesswasser aus dem Customer Interaction Center wird über eigens errichtete Rinnen gesammelt, in einer modernen Aufbereitungsanlage gereinigt und dem Kreislauf zur Wiederverwendung wieder zugeführt. Ein ähnliches System sammelt in einer unterirdischen Zisterne Regenwasser für die Bewässerung und WC-Spülung - so kann in regenreichen Zeiten ein gesunder Puffer aufgebaut werden, der kostbares Frischwasser spart.
Gesunder Blick und sinnvolle Erweiterung
Sartorius bezieht in Guxhagen einen modernen Mix aus Neu- und Erweiterungsbau, der sowohl eine sinnvolle Erweiterung der Produktionskapazitäten als auch eine nachhaltige Nutzung im Blick hat. "Wir von Lindschulte freuen uns, dass wir sowohl unsere Planungskompetenz einbringen als auch für einen wichtigen Partner einen elementaren Beitrag zu einem nachhaltigen und zukunftsweisenden Projekt leisten können", erklärt Jürgen Feldhues: Sowohl der Bauherr als auch Sartorius als Nutzer sind äußerst zielorientiert und konstruktiv bei der Sache - eine äußerst angenehme Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern.