Eine zukunftsfähige Infrastruktur basiert auf zuverlässigen Leitungen. Lindschulte Energie + Netze plante für die Wintershall Dea GmbH eine neue Erdöl-Pipeline von der Aufbereitungsanlage in Emlichheim zum Betriebsplatz Osterwald. Gesamtlänge: 14,4 Kilometer. Unter die Verantwortung von Lindschulte fallen dabei die gesamte Planung und die Begleitung der Ausführung.
Der Transport von Erdöl über weite Strecken muss sicher und effizient gestaltet werden – bisher wurde das Reinöl mit den speziellen Zügen der Bentheimer Eisenbahn von Emlichheim zum Betriebsplatz Osterwald transportiert. Die neue Pipeline durch die Grafschaft Bentheim ist nun der einzige Transportweg. Damit trägt die neue Leitung wesentlich zur langfristigen Sicherung der heimischen Förderung am Standort Emlichheim bei – und daran hat Lindschulte als Planer einen großen Anteil. Lindschulte hat bereits im Frühjahr 2018 mit den Planungen begonnen, die Arbeiten vor Ort liefen im Sommer 2020 an. Im zweiten Quartal 2021 ging die Anlage erfolgreich in Betrieb. Dank hochwertiger Vorplanung und Erfahrung passend im Zeitplan.
So war die Abteilung Energie + Netze bei Lindschulte auf der planerischen Seite unter anderem zuständig für das Detail-Engineering des Leitungsbaus sowie der Anlagentechnik, die topographische Entwurfsvermessung zur Feintrassierung und die Erstellung von Fachbeiträgen zum Bodenmanagement und zur Wasserwirtschaft. Gerade im Vorfeld galt es, genauestens zu planen – so wurde der reibungslose Ablauf der Bauausführung gesichert.
Eingriff in die Natur geringhalten
Über 191 einzelne Flurstücke verläuft die Pipeline nach ihrer Fertigstellung, 142 dieser Flurstücke befinden sich in Privatbesitz. Um die Leitung hier verlegen zu können, wurden durch Lindschulte die benötigten Gestattungsverträge zwischen der Wintershall Dea und den Eigentümern geschlossen. Einschränkungen durch das Betreiben der Pipeline hatten die Bereitsteller der Flächen nicht zu befürchten: Nur beim Bau der Leitung erfolgte ein kurzzeitiger Eingriff in den Untergrund. Danach wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.
Die Rohrleitungen bestehen aus korrosionsbeständigem, glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK) und haben einen Innendurchmesser von rund 10 Zentimetern (4“, DN 100). Zusammen mit der Wärmeisolierung ergibt sich ein Außendurchmesser von rund 30 Zentimetern. Verlegt werden die Rohre mit einer Mindestüberdeckung von 1,20 m, so sind sie vor äußeren Eingriffen geschützt. Überwacht wird die gesamte Leitung mittels Lichtwellenleiterkabel, um in der zentralen Messwarte mögliche Auffälligkeiten direkt feststellen und zeitnah reagieren zu können. Dank des Einsatzes dieser hochmodernen Technologie können Leckagen auf fünf Meter genau bestimmt werden.
Nach den Plänen von Lindschulte Energie + Netze wird der Eingriff in die Natur möglichst geringgehalten. Bäume müssen (bis auf wenige Ausnahmen) nicht gefällt werden – ist es nicht vermeidbar, dann erfolgt selbstverständlich eine Kompensation an geeigneter Stelle. Das trägt dazu bei, dass bereits nach kurzer Zeit der alte Zustand von vor Beginn der Maßnahme wiederhergestellt ist.
Muss die Leitung Hindernisse wie Wälder oder Gewässer queren, dann kommt das Horizontalbohrverfahren (HDD) zum Einsatz – damit wird die Pipeline mehrere Meter unter dem Hindernis verlegt. So muss an diesen Stellen kein Rohrgraben ausgehoben werden und sensible Gebiete bleiben vom Leitungsbau unbeeinträchtigt. Um dennoch kein Risiko einzugehen, wurden im Vorfeld umfangreiche Gutachten zu den Umweltgegebenheiten entlang der künftigen Trasse durchgeführt und mögliche Risiken identifiziert: Die Ergebnisse flossen unmittelbar in die Planung und den Bau der Erdölleitung ein.
Lindschulte aktiv vor Ort
Seit Aufnahme der Bauaktivitäten begleitete das Lindschulte-Projektteam den Auftraggeber auch aktiv vor Ort: Die Ingenieure führten die Oberbauleitung, kümmerten sich baubegleitend um bodenkundliche und wegerechtliche Belange und übernahmen die Trassenabsteckung und die As-Build-Dokumentation.
Ist ein Abschnitt an Rohrleitungen verlegt und verbunden, dann wird mittels Drucktest die Dichtheit der Leitungen geprüft. Im Normalbetrieb beträgt der Maximaldruck etwa 90 bar. Um die Sicherheit zu gewährleisten, muss der Druck für die Dichtheitsuntersuchung allerdings um ein Vielfaches erhöhtwerden – und zwar nach Regelwerk und Auflagen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie auf das 1,3-fache des max. ausgelegten Drucks der Pipeline, in diesem Fall 130 bar. Ist der Test erfolgreich bestanden, dann wird der ausgehobene Graben wieder verfüllt, Oberboden aufgetragen und die Fläche ihrer ursprünglichen Nutzung zurückgeführt.
Beispiel effektiver Zusammenarbeit
Das Erdölfeld in Emlichheim zählt hinsichtlich des gesamten Lagerstätteninhalts und der zu erwartenden Gesamtförderleistung zu den größten Feldern Deutschlands – außerdem ist hier die Förderleistung auf einem konstant hohen Niveau. Da ist es für Wintershall Dea nur sinnvoll, gemeinsam mit Lindschulte als Planer den Transport des Reinöls zu optimieren. Die neue Pipeline ist hier ein elementarer Baustein für die Sicherung einer zukunftsfähigen Infrastruktur und ein Beispiel effektiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit.