Verkehrsplanung: Fahrradverkehr 2.0
Radschnellwege mit Zukunft
Ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder Ausbildung, für Freizeit und Urlaub: Das Fahrrad zählt zu den beliebtesten Verkehrsmitteln der Deutschen – mehr als 80 Prozent der Bevölkerung nutzen aktiv das Fahrrad. Gerade bei kürzeren Distanzen verzichten immer mehr Menschen auf den Pkw und satteln um. Radfahren entlastet die Umwelt und fördert die eigene Fitness und Gesundheit. Das hat auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erkannt und beschlossen, die Weiterentwicklung und Verbesserung des Radverkehrs voranzutreiben.
Zu diesen Bemühungen gehört die Verbesserung der bestehenden Infrastruktur, Stichwort Radschnellwege. Diese Schnellwege sind Radverbindungen, die Wohn- und Gewerbegebiete oder Stadtzentren intelligent miteinander verbinden. Das gelingt beispielsweise durch Kreuzungsfreiheiten (Unter- und Überführungen), Geradlinigkeit und große Kurvenradien, eine gute Oberflächenbeschaffenheit und größere Radwegbreiten.
Die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft mbH aus Düsseldorf hat sich auf eben diese Verbindungen spezialisiert.

Übersichtskarte Trassenkorridore Rad-Pendler-Routen.
Vier RadPendlerRouten
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, welche als Kooperation zwischen den Ingenieurbüros LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft Düsseldorf und SSP Consult – Beratende Ingenieure erarbeitet wurde, wurden vier leistungsfähige RadPendlerRouten zwischen der Stadt Köln und den rechtsrheinisch angrenzenden Städten Leverkusen, Bergisch Gladbach, Rösrath, Troisdorf und Niederkassel zur wirkungsvollen Beschleunigung des Radverkehrs identifiziert.
Die RadPendlerRouten sollen zukünftig vor allem zur Abwicklung der Berufs- und Ausbildungsverkehre dienen. Für einen möglichst kreuzungs- bzw. konfliktarmen Verlauf, der eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 20 km/h ermöglicht, wurden die passenden Führungsformen und Ausbaustandards aufgezeigt. Hierbei war die Berücksichtigung der Belange des Natur‑, Landschafts‑, und Umweltschutzes sowie der Eigentumsverhältnisse im Hinblick auf eine planungsrechtliche Umsetzung der Trassen sehr wichtig. Neben den vier RadPendlerRouten wurden zudem Zubringertrassen definiert, die als Zulauf- oder Verbindungsstrecke dienen.
Neben den potenziellen Verkehrsverlagerungen wurde ferner eine grobe Kostenschätzung für die Realisierung jeder RadPendlerRoute durchgeführt. Anschließend konnte anhand einer Gegenüberstellung der Kosten und des zu erwartenden Nutzens die Wirtschaftlichkeit der erarbeiteten Routen bewertet werden.
Parallel zur engen Abstimmung auf Fach- und Ämterebene wurden insbesondere die im Projektraum aktiven Vereine und Verbände mit Bezug zum Thema Radverkehrsförderung sowie die relevanten politischen Akteure informiert und eingebunden. So waren alle Partner am gesamten Planungsprozess beteiligt.
Insgesamt haben die RadPendlerRouten eine Gesamtlänge von ca. 80 km, zuzüglich ca. 19 km Zubringertrassen. Auf Grundlage der Vorarbeit werden etwa 24.100 Radfahrbewegungen pro Tag durch die RadPendlerRouten erwartet. Insgesamt wird für die neuen Trassen mit diesem Qualitätsstandard ein hohes Verlagerungspotential erwartet. Die vier RadPendlerRouten sowie die Zubringertrassen sind ein bedeutender Bestandteil der Entwicklung eines Netzes schneller Radverbindungen und stellen einen großen Gewinn für die Mobilität und Lebensqualität in der gesamten Region dar.
Die Städte Köln und Frechen sowie der Rhein-Erft-Kreis haben im Rahmen eines Förderprojektes im November 2016 eine Machbarkeitsstudie für eine Radschnellweg-Verbindung zwischen der Kölner Innenstadt und dem Bahnhof Frechen in Auftrag gegeben.
Das Konzept zum „Radschnellweg Köln – Frechen“ wurde 2013 im Rahmen des Planungswettbewerbs Radschnellwege in Nordrhein-Westfalen erarbeitet. Bestandteil dieses Konzepts ist eine Potenzialanalyse, Aufzeigen von Alternativrouten im definierten RSW-Korridor, Ausarbeitung von Musterquerschnitten, erste Skizzen zur Umgestaltung der Straßenräume sowie die Zusammenstellung von begleitenden Infrastrukturelementen, einer groben Kostenschätzung und Vorschläge für ein Kommunikationskonzept.
Der Radschnellweg (RSW) ‚Köln-Frechen‘ soll die Kölner Innenstadt sowie die Universität zu Köln mit dem Bahnhof in Frechen auf direktem Weg verbinden. Insbesondere für Berufspendler, aber auch für alle anderen Radfahrer ist diese schnelle und direkte Wegeverbindung von großem Interesse. Der RSW verläuft in weiten Teilen über bestehende Straßen. Im Bereich des Grüngürtels war ein Ausbau des bestehenden Forstweges notwendig. Parallel zu den Gleisen der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) war eine neue Trasse zu errichten. In einem Teilbereich, welcher neben der bestehenden HGK-Trasse verläuft, war der RSW Bestandteil der Ausbauplanung zur Renaturierung des Frechener Bachs.
Die von LINDSCHULTE erstellte Studie bewertet die bauliche und verkehrliche Realisierbarkeit. Ziel der Machbarkeitsstudie war die Festlegung einer Vorzugstrasse innerhalb des Trassenkorridors, die Unterlegung mit Führungen sowie die Prüfung und der Nachweis der Machbarkeit dieser Trasse. Im bisherigen Verlauf fanden bereits mehrere Befahrungen der Trasse statt. Es wurden zudem in Frage kommende Trassenverläufe ermittelt, ausführlich geprüft und bewertet. Anhand der Bewertung und durch einen engen Austausch mit beteiligten Fachplanern auf Verwaltungsebene wurde eine Vorzugstrasse festgelegt, die die Kriterien der Radschnellverbindung bestmöglich erfüllt.
Auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse zwischen Mönchengladbach-Rheindahlen und dem benachbarten Nordpark soll ein Radweg realisiert werden. Dieser Radweg ist rund 3.400 m lang und der erste Abschnitt eines Radwegs, der in einer zweiten Ausbaustufe bis zum Hauptbahnhof von Mönchengladbach reichen soll. Ziel ist eine attraktive, sichere und schnelle Radver-kehrsverbindung für den Alltags- und Freizeitverkehr mit gehobenem Standard. Als weitere wichtige Rahmenbedingung wurde die Nutzbarkeit der Wegeverbindung auch für den Fußgängerverkehr definiert (siehe Grafik rechts unten). Für die Vorplanung wurden mehrere Regelquerschnitte definiert. Jeder dieser Abschnitte hat verschiedene Anforderungen, welche sich aus den unterschiedlichen Umfeldbedingungen ergeben. Bedingungen sind beispielsweise die Führung durch Wohngebiete und freie Landschaften sowie das zu erwartende Verkehrsaufkommen. Anschließend wurde die Realisierbarkeit verschiedener Regelquerschnitte geprüft und eine Vorzugsvariante gewählt.
Der Radweg soll auf seiner vollen Länge mit einer intelligenten LED-Beleuchtung ausgestattet werden, die sich in Abhängigkeit des Verkehrsaufkommens abschnittsweise selbst reguliert. Im Regelzustand ist das Licht herunter gedimmt oder ausgeschaltet. Sobald durch Sensoren Rad- und Fußverkehr erfasst wird, wird das Licht heller oder eingeschaltet. Durch die intelligente und adaptive Steuerung, die in Teilen der Niederlande bereits seit einigen Jahren erfolgreich umgesetzt wird, werden Energieeinsparungen erzielt sowie Lichtemissionen gesenkt.
An insgesamt sieben Stellen werden Straßen und Wege gekreuzt. Hier werden Verknüpfungen mit dem vorhandenen Straßen- und Wegenetz realisiert.