Wehr- und Stauanlage und Brückenneubau
Mühlenareal Borken
Der Begriff Mühlenareal bezeichnet das Areal um den ehemaligen Mühlenstandort in der Mühlenstraße unmittelbar unterhalb des Zusammenflusses der Borkener Aa und des Döringbachs. Umschlossen von den beiden Flussläufen befindet sich der Stadtpark von Borken, der ein wichtiges Naherholungsziel ist. Gemeinsam mit der Mühlenstraße fällt dem Mühlenareal die Funktion als Tor zum Innenstadtbereich zu. Das Areal hat daher eine besondere Bedeutung für die zukünftige Stadtentwicklung.
Im derzeitigen Zustand weist insbesondere der Verkehrsknotenbereich „Mühlenstraße“/„Am Papendiek“ aufgrund der anzufindenden Bausubstanz und des hohen Verkehrsaufkommens, das bereits heute zu einer Überlastung des Knotenpunktes führt, kaum Aufenthaltsqualitäten auf.
Die Funktion des Mühlenareals als Entrée der Stadt ist daher nicht wahrnehmbar. Zusätzlich wird mit einer weiteren Zunahme des Verkehrsaufkommens gerechnet, so dass sich die Situation vor Ort weiter verschärfen wird. Forciert wird der Handlungsbedarf dadurch, dass eine Prüfung der Brücke über der Borkener Aa eine Gefährdung der Standsicherheit des Bauwerks ergeben hat. Auf der Brücke ist darauffolgend lediglich noch ein Einspurverkehr mit einer Gewichtseinschränkung auf 7,5 t zugelassen.
Stichpunkte zur Referenz:
- Umgestaltung des Mühlenareals
- Neubau einer Mühlenbrücke
- Neubau einer Wehranlage
- Herstellung der Fischpassierbarkeit
Positiver Eintritt in die Innenstadt
Um der Aufgabe des Mühlenareals als positiven Eintritt in die Innenstadt von Borken gerecht zu werden, ist im Zuge der Neugestaltung des Kirchplatzes sowie der Kirchumfahrt, die ebenfalls von LINDSCHULTE geplant wird, auch die Aufwertung des Mühlenareals geplant. Diese Aufwertung soll zum einen gestalterische Aspekte und zum anderen die steigenden Anforderungen an den Verkehrsknotenpunkt „Mühlenstraße“ berücksichtigen. Ein zentrales Element zur Steigerung der Aufenthaltsqualitäten ist dabei die Umgestaltung der Ufer der Borkener Aa in Form der Aa-Terrassen.
Da die vorhandene Brücke „Mühlenstraße“ sowie das Stauwehr der ehemaligen Stadtmühle im derzeitigen Zustand baufällig sind und zeitnah erneuert werden müssen, wurde die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft in einem ersten Schritt der Auftrag zur Planung des Brückenneubaus und der Wehranlage nebst der damit obligatorisch vorzusehenden Fischaufstiegsanlage erteilt.
Im Zuge der Projektbearbeitung stellte sich jedoch heraus, dass der erforderliche Neubau des Brückenbauwerks (unter den gegebenen Anforderungen und Berücksichtigung der Planungen für die Aa-Terrassen) nicht ohne eine zumindest teilweise Mehrnutzung angrenzender Privatflächen möglich war. Da eine Einigung mit dem Grundstückseigner hinsichtlich einer Duldung der veränderten Flächennutzung bzw. eines Flächenverkaufs nicht erzielt werden konnte und auch in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich erscheint, mussten Alternativen für die Planung erarbeitet werden.
Umfangreiche Variantenstudie
Die Entwicklung der Alternativen erfolgte auf Grundlage einer umfangreichen Variantenstudie, die in enger Abstimmung mit der Stadt Borken ebenfalls durch die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft durchgeführt wurde. In der vorgelegten Variantenbetrachtung, die auch die Prüfung einer temporären Weiternutzung bzw. Sanierung der Mühlenbrücke beinhaltete, wurden neue Konzepte erarbeitet, die den unterschiedlichen Anforderungen aus verkehrstechnischen und städteplanerischen Belangen sowie der Freiraumgestaltung und dem Gewässerausbau gerecht werden.
Aus der Studie gingen vier favorisierte Lösungsmöglichkeiten hervor. Allen Varianten ist gemein, dass neben dem Brückenneubau auch der Neubau der Wehranlage mit Fischaufstieg vorgesehen ist.
Variante 1: Erweiterte Bestandsvariante mit Kreisverkehr
Variante 1 sieht vor, den Verkehrsknoten nahe der Bestandsposition als Kreisverkehr mit einer geringfügigen Verschiebung der Mühlenbrücke in Richtung Norden auf inzwischen verfügbare Grundstücksflächen vor. Hierdurch wird die Privatgrundnutzung minimiert.
Variante 2: Erweiterte Bestandsvariante mit Kreuzung
Variante 2 entspricht hinsichtlich der Lage der Brücke sowie den Verkehrsachsen der Variante 1. Im Unterschied dazu ist anstelle des Kreisverkehrs eine Kreuzung mit abknickender Vorfahrt von der Straße „Am Papendiek“ in die „Mühlenstraße“ vorgesehen.
Variante 3: Südvariante mit Kreisverkehr
Variante 3 sieht die Verlegung des Verkehrsknotenpunktes in Richtung Süden als direkten Anschluss an die zum Vorzugsnetz gehörige „Remigiusstraße“ in Form eines Kreisverkehres vor. Dies beinhaltet eine damit erforderliche Verlegung der Verkehrsführung sowie des Brückenbauwerks über die Nordspitze des Stadtparks hinweg. Der dennoch erforderliche Neubau der Mühlenbrücke ist als Fußgängerbrücke mit eingeschränkter Befahrbarkeit vorgesehen.
Variante 4: Südvariante mit Kreisverkehr und Gewässerumlegung
Variante 4 entspricht hinsichtlich der Verkehrsachsen und Knotenpunkte der Variante 3. Im Unterschied dazu ist eine Verlegung des Gewässerzusammenflusses der Borkener Aa und des Döringbachs um rd. 30,0 m in Richtung Süden vorgesehen. An der Nordspitze des Stadtparks wird eine dementsprechende Verkürzung der Parkinsel erforderlich. Hierdurch ist gegenüber der Variante 3 eine Reduzierung der Brückenspannweite von 33 auf 11 Meter möglich und der Inselcharakter des Stadtparks bleibt erhalten.
Für den objektiven Vergleich der Varianten wurde durch die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschafft eine aufwändige Bewertungsmatrix entwickelt, in die die verschiedenen Belange des Städtebaus, die verkehrstechnische Eignung, die Auswirkungen auf das Gewässer, ökologische Belange, Baukosten, sowie Aspekte des zu erwartenden Projektablaufs, des Baurisikos sowie der Planungssicherheit einflossen. Insgesamt wurden etwa 30 Kriterien gegenübergestellt und für jedes Kriterium eine ausführliche Begründung der Bewertung in der Matrix geliefert. Zusätzlich wurde eine Sensitivitätsanalyse
durchgeführt, durch die der Einfluss einer Unterschiedlichen Gewichtung der o.g. Themenblöcke auf das Ergebnis der Matrix untersucht wurde.
LINDSCHULTE hilft bei Entscheidungsfindung
Die Entscheidungsfindung für eine der vier Varianten erfolgte gemeinsam mit der Stadt Borken unter direkter Einbeziehung der Politik und der Öffentlichkeit auf Grundlage einer transparenten Darlegung der Variantenbetrachtungen (hier Downloadadresse zur Variantenstudie auf der Seite der Stadt Borken). Hierzu stellte LINDSCHULTE-Geschäftsführer Marc-Christian Vrielink die Varianten Ende 2014 zunächst im Umwelt- und Planungsausschuss und anschließend im Rahmen einer Bürgerinformation vor. Kern der Präsentation war neben der wertneutralen Vorstellung der Varianten insbesondere die transparente Erläuterung der Bewertungsmatrix. Hierdurch wurden die politischen Entscheidungsträger der Stadt Borken in die Lage versetzt, das vorgestellte Bewertungssystem kritisch zu hinterfragen und eine eigene Bewertung vorzunehmen. Die konstruktiven Diskussionen des sachlich gut vorbereiteten Rats der Stadt Borken führten zu einer zeitnahen Verabschiedung der, auch seitens der LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft bevorzugten, Variante 4. Die Beteiligten lobten, dass nicht nur verkehrliche Themen berücksichtigt wurden, sondern eine umfassende Betrachtung stattfand. Auch die Verbesserung der Gesamtsituation des Mühlenareals wurde positiv anerkannt, insbesondere die Berücksichtigung der Parkplatzsituation für den Einzelhandel. Erstaunen löste zunächst der Rahmenterminplan aus, da erst Anfang 2017 mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Daran ist aber weder eine zu langsame Planung noch die Verwaltung der Stadt Borken Schuld, sondern die vom Gesetzgeber erlassenen Genehmigungs-Richtlinien, die nicht zuletzt eine umfassende Bürgerbeteiligung sicherstellen sollen und sich leider nicht abkürzen lassen.
Nach der Entscheidungsfindung setzt die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft die Planungsarbeiten konsequent fort. Grundsatz hierbei ist die auch weiterhin gelebte enge Abstimmung mit dem Auftraggeber und die Einbeziehung von Politik und Öffentlichkeit in die Planung.