Resi­denz­schloss Koblenz restauriert

Das Kur­fürst­li­che Schloss in Koblenz wur­de in den Jah­ren 1850 bis 1857 im Stil des fran­zö­si­schen Klas­si­zis­mus erbaut und war die Resi­denz des letz­ten Erz­bi­schofs und Kur­fürs­ten von Trier, Cle­mens Wen­zes­laus von Sach­sen. Es ist eines der letz­ten Resi­denz­schlös­ser, die vor der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on in Deutsch­land ent­stan­den sind. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs ist die Anla­ge bei den Luft­an­grif­fen auf Koblenz 1944 bis auf die Grund­mau­ern zer­stört worden.

Nach alten Plä­nen wur­den die Außen­mau­ern in den Jah­ren 1950 bis 1951 wie­der­auf­ge­baut, im Inne­ren ent­stan­den moder­ne Räu­me im Stil der dama­li­gen Zeit. Ein­zig im Mit­tel­bau des Schlos­ses wur­den neben dem reprä­sen­ta­ti­ven Spie­gel- und Gar­ten­saal, Trep­pen­haus und Ves­ti­bül rekon­stru­iert. Eine beson­de­re Auf­wer­tung bekam das Äuße­re des Schlos­ses nicht nur durch die Restau­rie­rung 1998, bei der die Fas­sa­de einen neu­en Anstrich bekam, son­dern auch durch die Bun­des­gar­ten­schau 2011, die in Koblenz statt­fand. Da die gesam­te Schloss­an­la­ge als Aus­tra­gungs­flä­che genutzt wur­de, sind nicht nur die Pflanz­flä­chen nach his­to­ri­schem Vor­bild des Land­schafts­pla­ners Len­né gestal­tet wor­den. Spring­brun­nen, Was­ser­flä­chen und Sitz­mau­ern sind eben­falls inte­griert worden.

LINDSCHULTE Thill­mann war ver­ant­wort­lich für die Restau­ra­ti­on des his­to­ri­schen Residenzschlosses.

Das Land Rhein­land-Pfalz war seit 1646 Eigen­tü­mer des Gebäu­des, ver­kauf­te es jedoch 1960 an die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Seit 2002 ist es Teil des UNESCO-Welt­erbes Obe­res Mit­tel­rhein­tal. Heu­te haben ver­schie­de­ne Bun­des­be­hör­den, wie die Bun­des­an­stalt für Immo­bi­li­en­auf­ga­ben und das Haupt­zoll­amt ihren Sitz in den alten Gemäu­ern in Koblenz. In Nord-Süd-Rich­tung, par­al­lel zum Rhein­ufer erstreckt sich der recht­ecki­ge Haupt­trakt des Schloss­ge­bäu­des. Die­ser wur­de ab dem Früh­jahr 2010 zu einer moder­nen Tagungs­stät­te umge­baut. Die Pla­nun­gen dafür began­nen bereits Im Früh­jahr 2006 mit einer Mach­bar­keits­stu­die, bis man 2008 dann schließ­lich ins Detail gehen konnte.

Auf­ga­be war es, die Räum­lich­kei­ten im Erd­ge­schoss mit der Ein­gangs­hal­le, den Gar­ten- und Len­né­saal sowie die Berei­che im Ober­ge­schoss mit dem Kaiser‑, Spie­gel- und Augusta­saal so her­zu­rich­ten, dass sie den moder­nen Anfor­de­run­gen von Tagungs­räu­men sowohl in tech­ni­scher, als auch in gestal­te­ri­scher Hin­sicht, unter Berück­sich­ti­gung denk­mal­schutz­recht­li­cher Belan­ge, Rech­nung tra­gen. Das “Her­aus­lö­sen” der Schloss­mit­te hat­te jedoch auch zur Fol­ge, dass die

Dar­auf­hin waren in den ver­blei­ben­den Räum­lich­kei­ten der Behör­den wei­te­re Erschlie­ßungs­maß­nah­men nötig. Dazu zäh­len unter ande­rem der Neu­ein­bau einer Auf­zugs­an­la­ge, die Schaf­fung bar­rie­re­frei­er Zugän­ge von außen, der Bau zusätz­li­cher Toi­let­ten­an­la­gen sowie die Neu­ord­nung der Aufenthaltsbereiche.

Nach dem Abschluss die­ser Arbei­ten konn­te im Juni 2010 mit dem Umbau im Schloss-Mit­tel­teil begon­nen wer­den. Die tech­ni­sche Gebäu­de­aus­stat­tung wur­de grund­le­gend über­ar­bei­tet. Dafür wur­den rund 7000 Kubik­me­ter Raum­ge­rüst auf­ge­stellt, um allein die Wand- und Decken­flä­chen des Kai­ser­saals und der Foy­er­trep­pe bear­bei­ten zu kön­nen. Im Kai­ser­saal wur­den die prunk­vol­len Kron­leuch­ter auf Grund ihrer Grö­ße vor Ort und inmit­ten der Roh­bau­ar­bei­ten saniert. Alle Kris­tal­le wur­den dabei aufgearbeitet.

Außer­dem wur­de im Raum der Par­kett­bo­den umlau­fend auf einer Brei­te von 1,50 Metern inklu­si­ve Unter­baus abge­bro­chen, um die neu­en Instal­la­tio­nen ver­le­gen zu kön­nen. Anschlie­ßend wur­de ein neu­er Par­kett­fries ein­ge­ar­bei­tet. Durch Beton­ab­fan­gun­gen wur­den die Heiz­kör­per in die Wän­de ein­ge­las­sen, um die­se unsicht­bar zu inte­grie­ren. In den alten Heiz­kör­per­ni­schen befin­det sich nun die Tech­nik für die neue Lüf­tung und Kli­ma­ti­sie­rung des Kai­ser­saals. Im Blau­en Saal ent­stand das neue Grand Café im Schloss. Hier wur­de der unter einer Abhang­akus­tik­de­cke ver­steck­te stark beschä­dig­te Stuck restau­riert. Der maro­de Putz an den Wän­den muss­te eben­falls saniert wer­den. Die moder­ne The­ken­an­la­ge, die Stüh­le und Sitz­mög­lich­kei­ten wur­den auf die vor­han­de­nen Kunst­wer­ke an den Stirn­wän­den abge­stimmt. Auch die alte WC Anla­ge aus Stahl und Mau­er­werk wur­de kom­plett abge­bro­chen. Mit Hil­fe von Tro­cken­bau­wän­den ent­stand ein neu­er WC-Bereich. Die nicht tra­gen­de Beton­de­cke muss­te hier neu auf­be­to­niert wer­den, um dem Besu­cher­ver­kehr Stand zu hal­ten. Die WC-Kabi­nen und die Wand­flie­sen wur­den kom­plett aus Glas gestaltet.

Des Wei­te­ren ent­stand im Len­né­saal ein gro­ßer Ver­an­stal­tungs­raum aus zuvor zwei ein­zel­nen Räu­men, die vom Haupt­zoll­amt als Post­stel­le genutzt wur­den. Im Spie­gel­saal erstrahlt der Mar­mor­bo­den nach der Restau­ra­ti­on in neu­em Glanz und auch das Foy­er erhielt mit der Über­ar­bei­tung des Sand­steins und der Restau­ra­ti­on der Kron­leuch­ter ein fri­sches Aussehen.

Nut­zung: Ver­wal­tung, Restau­rant, Tagung, Veranstaltung

Aus­stat­tung: Fas­sa­de: Bestand

Kon­struk­ti­on: Bestand: Mas­siv­bau­wei­se, Stahl­ske­lett als Dachtragwerk

Aus­bau: Anpas­sung an Brand­schutz­auf­la­gen, hoch­wer­ti­ger Innen­aus­bau: Ein­bau Sani­tä­re Anla­gen, Umstruk­tu­rie­rung der Ver­wal­tungs­ein­hei­ten, Ein­bau Gas­tro­no­mie­be­reich, Ein­bau 3 Per­so­nen- und 1 Güteraufzug

Auf­trag­ge­ber: Öffent­li­cher Auftraggeber

Sons­ti­ges:
Café/Bistro, Voll­kü­che, Haupt­at­trak­ti­on BUGA 2011, spe­zi­ell dafür wur­de tem­po­rär eine Tou­ris­mus­in­for­ma­ti­on und Vino­thek ein­ge­rich­tet, Licht­pla­nung (Innen/Außen) Raum­akus­tik, Denk­mal­schutz, Aus­ge­zeich­net zum Tag der Archi­tek­tur 2012