Hochwasserschutzkonzept in Spelle
Basis sind Berechnungen von Überschwemmungsgebieten
Darstellung der Ist-Situation
Das Gewerbegebiet Spelle-Ost befindet sich im Südosten Spelles und grenzt mit seinen Ausläufern an die Landesgrenze NRW. Im Rahmen des HWK sollte die Abflusssituation der betroffenen Gewässer möglichst genau in ihren räumlichen Zusammenhängen abgebildet werden. Deswegen wurden die Gewässerprofile mit allen Einbauten vermessungstechnisch aufgenommen.
Die Geländetopografie wurde in Niedersachsen auf der Grundlage von Rasterdaten im Abstand von 12 m und in NRW auf der Grundlage von Laserscans im Abstand von 5 m abgebildet. Unser Planungsteam hat die gesamten Grundlagendaten in ein Berechnungsmodell eingearbeitet. Dafür wurden z.B. Gewässerprofile vereinfacht, Abflussbeiwerte für Profiltypen festgelegt und abgestimmt, alle Einbauten und Bauwerke mit ihren Abmessungen aufbereitet und abgebildet. Parallel dazu wurden in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden die zu verwendenden Wasserspiegel an neuralgischen Punkten sowie die Berechnungsparameter festgelegt.
Nachdem der Ist-Zustand vollständig ins Berechnungsmodell eingearbeitet war, konnte die Hochwasserausgangssituation für ein 100-jähriges Ereignis ermittelt werden.
Stichpunkte zur Referenz:
- Berechnungen von Überschwemmungsgebieten
- Hochwasserschutzkonzept für Gewerbegebiet
- Fertiggestellt im September 2011
Komplexe Gewässer-Simulation
Die simulationstechnische Berechnung des sehr komplexen Gewässersystems erfolgte mit dem Berechnungsprogramm FLUSS, überwiegend als 2‑D-Simulation. Um die Leistungskapazität des Gesamtsystems nicht zu überschreiten, ist in Teilbereichen eine 1‑D-Simulation mit dem Berechnungsprogramm REHM ausgeführt worden.
Variantenuntersuchung
Basierend auf den Ergebnissen des Ist-Zustandes wurden anschließend durch unser Büro drei Varianten entwickelt und simulationstechnisch berechnet. Ein Berechnungslauf dieses komplexen Gesamtsystems dauert übrigens 3 Wochen.
Für die Varianten sind unterschiedliche Hochwasserschutzmaßnahmen geplant worden, z.B. ein Hochwasserschutzdeich und ein Schöpfwerk zur Binnenentwässerung des eingedeichten Gebietes. Mittels der anschließenden Berechnung wurden die Folgen der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen überprüft und in der nächsten Variante verifiziert und optimiert. Für alle 3 Varianten führte unser Büro eine Kostenbetrachtung durch. Abschließend wurde nach Abwägung der Vor- und Nachteile sowie des wirtschaftlichen Aufwands die Variante 3 als Vorzugsvariante festgelegt.
Maßnahmen der Vorzugsvariante
In der Variante 3 sind die folgenden Hochwasserschutzmaßnahmen vorgesehen:
- rund 1.900 m Hochwasserschutzdeich
- rund 620 m Hochwassermauer
- rund 3.400 m Bypasstrasse zur Schaffung einer zusätzlichen Umflut
- Gewässeraufweitung zur Verbesserung des Abflusses
- 1 Pumpwerk zur Entwässerung des eingedeichten Gewerbegebietes
- Einbau diverser Schieber und Absperrmöglichkeiten zum Schutz des Gewerbegebietes
- Vergrößerung vieler vorhandener Durchlässe für ausreichende Vorflut des Bypasses
Weiteres Vorgehen
Als nächstes ist die Weiterentwicklung der Planungen des Hochwasserschutzkonzeptes zum Planfeststellungsverfahren vorgesehen. Dabei übernimmt die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft Münster die Vermessungsarbeiten zur Detaillierung einzelner Standorte, die Objektplanungen der Hochwasserschutzmaßnahmen sowie die weiteren hydraulischen Berechnungen. Neben den technischen Aspekten sind besonders die Umweltauswirkungen auf Flora und Fauna zu untersuchen und zu bewerten. Die hierfür erforderlichen Artenerfassungen und Kartierungen sowie die Ausarbeitung der Umweltverträglichkeitsstudie und des Landschaftspflegerischen Begleitplanes erfolgt ebenfalls durch LINDSCHULTE.