Fremdwassersanierungskonzept für Kleinstadt
Fremdwasser im Entwässerungssystem
Sanierung in 2 Phasen
Aufbauend auf den Erkenntnissen des Generalentwässerungsplanes wurde von LINDSCHULTE für die zwei Schmutzwassernetze, die ein erhöhtes Fremdwasseraufkommen aufweisen, ein zweistufiges Sanierungskonzept vorgeschlagen, das von den Stadtwerken Kevelaer nach Abstimmung mit der Bezirksregierung Düsseldorf beauftragt wurde. Im Fokus der ersten Projektphase stand die Lokalisierung der Fremdwasserzuflüsse, die zweite Projektphase beinhaltet das Sanierungskonzept der zuvor identifizierten Fremdwasserzuflüsse.
Stichpunkte zur Referenz:
- Fremdwassersanierungskonzept
- Generalentwässerungsplanung
- Messkampagne zur Kalibrierung eines Kanalnetzmodells
Nebulöse Suche
Die Lokalisierung von niederschlagsbedingten Fremdwasserzuflüssen erfolgte mittels Kanalnebelung. Dabei wird haltungsweise der Schmutzwasserkanal mit einem geruchsneutralen Signalnebel befüllt. Der eingeblasene Nebel versucht aus dem System zu entweichen, wodurch Fehlanschlüsse wie Einläufe oder Regenfallrohre durch den Austritt von Nebel identifiziert und ausgewertet werden können. Ein großer Vorteil des angewandten Verfahrens ist, dass keine Grundstücke betreten werden müssen und die Anwohner nicht anwesend sein müssen. Das Ordnungsamt und die Feuerwehr sollten über die Durchführung von Kanalnebelungen informiert sein, da der aufsteigende Nebel einer Rauchentwicklung im Brandfall täuschend ähnlich sieht. In Toiletten, Duschen, Waschbecken verhindert der Geruchsverschluss den Austritt von Nebel.
Des Weiteren wurden sämtliche Deckel des Schmutzwasserkanals hinsichtlich Ihrer Lage im Straßenquerschnitt bewertet. Ziel dieser Betrachtung war die Identifikation von potenziellen Fremdwasserzuflüssen bei Niederschlägen aufgrund tiefliegender Schachtdeckel.
Abschließend wurden die Dokumentationen und Erkenntnisse der Schachtprotokolle in einem Themenplan „niederschlagsbedingte Fremdwasserzuflüsse“ zusammengefasst. Dieser Themenplan enthält sämtliche Fehlanschlüsse sowie ungünstig liegende Schachtdeckel.
Nachtschicht im Schacht
Zur Lokalisierung der grundwasserbedingten Fremdwasserzuflüsse wurde das vom erhöhten Fremdwasseraufkommen betroffene Schmutzwassernetz in 16 relativ kleine Messstellen-Einzugsgebiete unterteilt, um eine Eingrenzung der grundwasserbedingten Fremdwasserzuflüsse zu ermöglichen. Mit Hilfe eines Kabellichtlotes wurden die nächtlichen Fließtiefen im Schacht gemessen. Die Auswertung erfolgte nach der beschriebenen Nachtminimum-Methode. Zwar haben die mittels Kabellichtlot durchgeführten Messungen nicht die Genauigkeit einer fest installierten Abflussmessung, die Kosten sind aber um ein Vielfaches geringer.
Zum Beginn der Messkampagne wurden während einer Tagmessung die exakten Schachttiefen erfasst, so dass bei den anschließenden Nachtmessungen lediglich der Wasserstand zu messen war. Insgesamt führten wir im Zeitraum von Januar bis August 2015 acht Nachtmessungen zwischen 1 und 4 Uhr ausschließlich an niederschlagsfreien Tagen durch. Zeitgleich wurden an 15 Messstellen die Grundwasserstände abgelesen, um eine Aussage darüber machen zu können, welche Kanäle sich zum Zeitpunkt der Nachtmessung unterhalb bzw. oberhalb des Grundwasserspiegels befanden. Zudem wurden die Verbräuche der nächtlich produzierenden Einzeleinleiter recherchiert und in der anschließenden Auswertung berücksichtigt.
Die Auswertung der Messkampagne sah je Nachtmessung den Vergleich der aus den gemessenen Fließtiefen ermittelten Abflüsse mit den Grundwasserständen vor. Diese Ergebnisse wurden anschließend mit der vorliegenden TV-Inspektion der einzelnen Schmutzwasserkanäle abgeglichen. Die Bewertung der TV-Inspektion erfolgte ausschließlich in Hinblick auf die Dichtheit der jeweiligen Haltungen. Sowohl die Betriebssicherheit als auch die Standsicherheit blieben bei dieser Zustandsbewertung unberücksichtigt. Aus Ermangelung an Unterlagen fanden Anschlussleitungen keine Berücksichtigung in den hier vorgelegten Untersuchungen. Anhand der daraus erstellten Themenpläne „grundwasserbedingte Fremdwasserzuflüsse“ und der Auswertungen der Nachtmessungen konnten die grundwasserbedingten Fremdwasserzuflüsse eindeutig lokalisiert werden.
In der zweiten Projektphase wird aktuell ein Sanierungskonzept für die festgestellten Fremdwasserzuflüsse erarbeitet. In erster Linie sind dabei die Fehlanschlüsse an den Schmutzwasserkanal zu beseitigen und die undichten Kanalabschnitte zu sanieren, um sowohl eine Infiltration als auch eine Exfiltration zu verhindern.